»Namenlose Empfindung«

»Mit einer namenlosen Empfindung schreib’ ich
dieses Blat.«

Jean Paul an Goethe, 1794     

»Namenlose Empfindung«
Jean Paul und Goethe im Widerspruch

Ausstellungsgestaltung

Freies Deutsches Hochtstift / Frankfurter Goethe-Museum
2013

-

Kurator
Dr. Konrad Heumann

Ausstellungsgrafik
desres design studio

Ausstellungsbau
Nicolas Pels

Ausstellungsinstallation
Wolfgang Petermann

Licht
Stefan Zimmermann Lightsolutions

Fotos
Wolfgang Günzel, Sounds of Silence

 

 

 

»Mit einer namenlosen Empfindung schreib’ ich dieses Blat« – so beginnt Jean Pauls erster Brief an Goethe, mit dem er ihm 1794 seinen ersten Roman Die unsichtbare Loge übersendet. Er zitiert damit eine Stelle aus Wielands Erfolgsroman Agathon, den beide gut kennen. »Namenlose Empfindung« meint dort das berauschende Vorgefühl einer glücklichen Zukunft, das der Liebhaber angesichts der Geliebten empfindet. Den Briefadressaten Goethe muss dieser Anspruch eines ihm gänzlich unbekannten Schriftstellers irritieren. Er lässt Jean Pauls Brief unbeantwortet, so wie er auch alle folgenden Schreiben übergeht. Dieses Ungleichgewicht bleibt bestehen: Jean Paul ist der Werbende, Übermütige, der sich Goethe als engen Freund vorstellt, der sich an ihm misst, ihn glorifiziert, ihn zuweilen aber auch als kalten Formvirtuosen scharf kritisiert. Goethe hingegen erkennt Jean Paul zwar als Herausforderung an, äußert sich jedoch meist nur in Seitenbemerkungen und kleinen Gesten. Gerade wegen dieser distanzierten Haltung wird er für Jean Paul zur Projektionsfläche seines Wunsches nach Anerkennung – eine Größe, die sich ihm entzieht, sobald er ihr zu nahe kommt.

Die Gestaltung greift diese spezielle Konstellation auf, indem sie zum einen die Ausstellungstücke über eine schiebbare Lade auf den Vitrinen trennt, sodass diese für den Betrachter nie direkt nebeneinander wahrzunehmen sind und zum anderen auf der Wand mit vergrösserten Details
aus dem Goethe Stich von Johann Heinrich Lips arbeitet die sich nur aus der Ferne erschliessen und beim Nahetreten sich in Rauten auflösen. 

Auf den beweglichen Laden befinden sich der einführende Text zu den gezeigten Exponaten und Lesehefte mit den Transkriptionen. Das Farbkonzept teilt den Hintergrund in Malachitgrün für Goethe zuzuordnende Exponate und Himbeerrot für Jean Paul. Durch das Hin- und Herschieben der Laden lassen sich die Exponate entdecken.

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